„Wir müssen manchmal vor dem Schicksal kapitulieren“

„Wir müssen manchmal vor dem Schicksal kapitulieren“,

sagt Bernhard Eßer. Er denkt kurz nach und fährt fort: „aber das ist nicht das persönliche Versagen eines Mitarbeiters“. Das bedeutet in diesem Fall: Einsehen, dass man einem verletzten Menschen nicht mehr helfen , seinen Tod nicht mehr abwenden kann. Als Leitender Notarzt, kurz LNA, kommt Eßer dann zum Einsatz, wenn mehr als sechs Menschen verletzt sind oder die Bergung ungewöhnlich schwierig ist. Sprich: in den besonders harten Fällen. Dann organisiert der LNA zusammen mit dem Organisatorischen Leiter Rettungsdienst die Koordination am Unfallort. Entscheidet also, wie der Transport der Verletzten stattfinden soll, wer zuerst versorgt werden muss und wer in welches Krankenhaus eingeliefert wird. Dazu leitet er die Rettungskräfte vor Ort an, verteilt Aufgaben und trifft Entscheidungen aus medizinischer sowie logistischer SichtHinter einem gelungenen Einsatz steckt eine Menge Vorbereitung, Übung und Organisation von Strukturen, die im Ernstfall zum Tragen kommen.

Seit etwa eineinhalb Jahren ist Eßer jetzt in Hamm als Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, kurz ÄLRD, tätig. Er sorgt dafür, dass sein Team im Falle eines Unfalls jeder Größer vorbereitet ist und so vielen Menschen wie nur möglich helfen kann. Als ÄLRD bezeichnet man also die Person, die den Rettungsdienst einer Stadt organisiert und leitet. In der Zeit hat er für den Rettungsdienst der 180 000-Einwohner-Stadt Handlungsanleitungen gesammelt, angepasst und in einem Handbuch zusammengefasst. Damit hat er den Rettungskräften eine Entscheidungshilfe an die Hand gegeben, die ihnen Sicherheit im Einsatz geben soll. Schon seit seiner Jugend ist der 49-Jährige im Rettungsdienst tätig – heute bildet er selbst Leitende Notärzte aus.

Vorbereitung und Übung sind alles.  „Wenn ich in der Theorie gut vorbereitet bin, kann ich ein Flugzeug auf dem Hudson River landen, auch wenn ich das noch nie zuvor geübt habe“, sagt Eßer. Das gilt natürlich auch in der Medizin. Rettungskräfte bereiten sich auf alle möglichen Szenarien vor: Busunglück, Flugzeugabsturz, Terroranschlag. Ereignisse, bei denen 50, 70 oder gar hunderte Menschen teils schwer verletzt werden und sofort Hilfe benötigen. Solche Situationen zu koordinieren ist Aufgabe des Leitenden Notarztes. Für seinen Einsatz ist jedoch nicht zwingend eine derartige Ausnahmesituation notwendig. Schon bei einem Autounfall mit zwei Fahrzeugen muss man davon ausgehen, dass mehr als zehn Menschen verletzt wurden. Ein Massenanfall von Verletzten oder kurz: MANV, wie man im Rettungsdienst sagt.

So eine Situation wird an einer Planspielplatte im Maßstab 1:87 durchgespielt.

Alle notwendigen Utensilien für den Einsatz befinden sich im Notarzteinsatzfahrzeug. Damit ist der Leitende Notarzt für die Organisation der Einsatzstelle ausgestattet.

Als Leitender Notarzt trägt Bernhard Eßer die Verantwortung für die Organisation einer Unfallstelle. Seine Entscheidungen können über Leben und Tod entscheiden. Mehr über ihn und seine Aufgaben am Einsatzort, erfahrt ihr im EntwederOder-Magazin. 

[ssba]

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