ALTERNATIVES KLIMA

Gibt es den Klimawandel überhaupt? Und wenn ja, welchen Einfluss hat der Mensch auf das Klima? Es herrschen viele Meinungen zum Klimawandel. Die einen bezeichnen ihn als größte Herausforderung der Menschheit des 21. Jahrhunderts, die anderen als reines Naturphänomen, auf das der Mensch keinen Einfluss hat.

Was stimmt denn nun?

Wir wollten es ganz genau wissen und haben uns auf Recherchereise in den Norden Deutschlands begeben. Dabei haben wir zwei Experten getroffen, die verschiedene Ansichten zum Klimawandel haben.

Zuerst machten wir hier Halt:

Mit Dr. Tobias Bayr haben wir folgendes besprochen:

Summer School: Herr Bayr, Sie sind Meteorologe am renommierten Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Ihr Fachgebiet sind natürliche und menschenverursachte Klimaschwankungen. Deshalb eine einfache Frage: Hat der Mensch wirklich Einfluss auf das Klima oder ist die derzeitige Erwärmung nur ein Naturphänomen?

Dr. Tobias Bayr:  Die Erde hat sich in den letzten 150 Jahren sehr stark erwärmt. Und dafür sind wir Menschen verantwortlich. Und die menschengemachten Treibhausgasemissionen sind für diese Entwicklung verantwortlich. Dazu muss man nur den Bericht des internationalen Klimarats (IPCC) lesen. Es gibt natürliche Schwankungen. Diese gab es schon immer. Aber der Mensch verstärkt diese und macht sie so extremer.

Das kann man sich wie das Zinken eines Würfels vorstellen. So ein heißer Sommer, wie wir ihn jetzt hatten, ist die sechs auf einem Würfel. Durch die Erderhitzung ist der Würfel so gezinkt, dass die sechs häufiger kommt. Und wenn man dann würfelt und die sechs kommt, weiß man nicht, ob dies aufgrund normaler statistischer Werte aufgetreten ist oder ob das Zinken des Würfels dazu geführt hat. Aber schlussendlich wird die sechs häufiger gewürfelt.

Summer School: Bräuchte es nicht eine neue Wirtschaftsordnung gegen den Klimawandel? 

Bayr: Ja, da gibt es auch schon ganz gute Ansätze. Teilweise schon umgesetzt wird der „Cradle-to-Cradle-Ansatz“. Das bedeutet übersetzt: „von der Wiege zur Wiege“. Damit ist gemeint, dass man Produkte so designed, dass man sich schon beim Herstellen die Frage stellt: Wie kann ich das Material am Ende wiederverwerten?

Da gibt es ein schönes Beispiel aus der Natur. Oft wird gesagt, dass wir zu viele Menschen auf der Erde sind und dass wir deshalb diese Naturprobleme haben. Wenn man aber alle Ameisen dieser Welt auf eine Waage packt und daneben alle Menschen auf eine andere Waage, wiegen Ameisen viel mehr als wir – und Ameisen machen überhaupt keine Umweltprobleme.

Das liegt daran, dass die in Kreisläufen arbeiten. Wir tun das nicht. Wenn wir in Kreisläufen arbeiten würden, vergleichbar mit dem „Cradle-to-Cradle-Ansatz“, wären  sieben bis neun Milliarden Menschen kein Problem für die Erde.

Summer School: 2015 beschlossen 195 Staaten das Pariser Klimaabkommen. Dieses gilt als historisch bedeutsam im Kampf gegen die Erderwärmung. Wie stehen Sie dazu und glauben Sie, dass es ein gutes Werkzeug ist, um das Klima zu retten?

Bayr: Es ist auf jeden Fall schon mal super, dass 195 Staaten sich bei diesem Thema einig geworden sind. Das ist auf jeden Fall wegweisen, da es ein klares Signal an die Welt gesetzt hat. Und trotzdem ist es wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass Paris allein nicht automatisch zu mehr Klimaschutz führt. Letztendlich müssen die Ziele, die im Abkommen vereinbart wurden, auch umgesetzt werden. Und da sehe ich das große Problem.

Um es bildlich zu beschreiben: Man kann sich unser Klima wie einen großen Tanker vorstellen. Tanker deswegen, weil diese super träge sind. Wenn so ein Tanker erstmal so richtig in Fahrt ist, braucht er sehr sehr lange, um zum Stillstand zu kommen. Im Moment ist es so, dass wir diesen Tanker immer weiter beschleunigen. Wir wissen aber genau, dass wir genau auf ein Feld aus Eisbergen zufährt. Und 195 Leute alias Staaten stehen auf der Brücke und haben jetzt mit dem Pariser Abkommen folgendes bemerkt: „Ja, es könnte durchaus gefährlich werden, wenn man mit Vollgas durch dieses Eisbergfeld fährt. Lasst uns mal beschließen, dass wir nicht weiter beschleunigen.“ Das ist das Pariser Abkommen.

Summer School: Ist das Ziel des Pariser Abkommens, die Erde bis 2100 auf 1,5 beziehungsweise zwei Grad zu begrenzen, realistisch? 

Bayr: Bei dem 1,5-Grad-Ziel gab es vor kurzen eine Studie, die besagt, dass das 1,5-Grad-Ziel eigentlich utopisch ist. Das können wir nicht mehr einhalten. Vor allem nicht mit dem aktuellen US-Präsidenten. Das Zwei-Grad-Ziel ist noch möglich, aber dafür sind die nächsten 10-20 Jahre entscheidend. 

Summer School: Wie schauen Sie in die Zukunft? Glauben Sie, dass das Klima noch zu retten ist?

Bayr: Von der politischen Seite her stimmt mich die Zukunft eher sorgenvoll. Was mir auf der anderen Seite Hoffnung macht, ist sozusagen, dass was von unten passiert. Es gibt viele kleine Initiativen, die sich für den Umweltschutz engagieren. In der Bevölkerung könnte dann ein größeres Bewusstsein für dieses Thema entstehen, wenn es immer Menschen gibt, die vorangehen und sagen, dass sie etwas tun wollen. Sie zeigen, dass man nicht immer warten muss,  bis die Politik den Klimaschutz in Angriff nimmt. 

Letztendlich leben wir nämlich in einem gekoppelten System, also zwischen Regierungsebene und Bevölkerungsebene. Wenn mehr Druck von unten ensteht, dann wird sich auch die Regierung irgendwann anders verhalten. Und wenn sich die Bevölkerung klarer zu mehr Klimaschutz positioniert, dann wird auf Dauer auf politischer Ebene mehr passieren. Wir unterschätzen unsere eigene Wirksamkeit. Denn wir sind ja keine isolierten Wesen. 

Nachdem wir das interessante Gespräch mit Dr. Bayr geführt haben, ging es sofort weiter zur nächsten Station:

Prof. Dr. Hans von Storch hat eine sehr prägnante Meinung zum Klimageschehen. In Teilen der Öffentlichkeit wird er sogar als Klimawandelskeptiker bezeichnet. Wie er sich dazu und zum Klimawandel geäußert hat, erfahrt ihr hier:

Zurück in Passau haben wir uns nochmal intensiv Gedanken über den Klimawandel gemacht und dieses Fazit gezogen:

[ssba]