What about… Holz?

Holz ist einer der wichtigsten Rohstoffe für unsere Gesellschaft. Es gilt als besonders nachhaltig und scheint im Überfluss vorhanden zu sein.

Doch stimmt das? – Wie nachhaltig ist Holz wirklich?

Warum kommt es zur illegalen Abholzung von Urwäldern in Osteuropa obwohl man in Deutschland scheinbar Holz zu Genüge hätte?

Wieso geht der Preis für Holz im letzten Jahr komplett durch die Decke und was hat das für Auswirkungen?

Man hört in letzter Zeit immer wieder etwas zu den einzelnen Bereichen rund um das Thema Holz. Dieser Text soll einen kleinen Überblick schaffen, Zusammenhänge ersichtlich machen und zeigen, wie wichtig dieser, für viele wie selbstverständlich vorhanden angesehene, Rohstoff ist.

Zuerst einmal zum Thema Nachhaltigkeit: Was genau bedeutet „Nachhaltigkeit“ überhaupt?

Nachhaltig ist ein Rohstoff dann, wenn nur so viel „verbraucht“ wird, wie auch „nachwachsen“ kann.

Holz kann, im Gegensatz zu beispielsweise Erdöl, nachwachsen. Theoretisch ist es also möglich, Holz nachhaltig zu erwirtschaften.

In einem nachhaltig bewirtschafteten Wald wird immer wieder aufgeforstet

(Quelle:https://www.bmel.de/SharedDocs/Bilder/DE/_Wald/wald-baeume.jpg?__blob=poster&v=4)

In Deutschland funktioniert dieses Prinzip soweit ganz gut. Bis auf wenige Ausnahmen wurde in den letzten Jahren nie mehr abgeholzt als aufgeforstet. Ausnahmen gab es vor allem in der nahen Vergangenheit, zum Beispiel im Jahr 2018 sowie 2020. Aufgrund von Stürmen, Trockenheit und Insektenbefall kam es damals zu viel sogenannter Zwangsnutzung. Im Übrigen geht man davon aus, dass das auch 2021 der Fall sein wird. Von Zwangsnutzung spricht man, wenn gesunde Bäume gefällt werden, um weiteren Befall/Schaden zu verhindern.

Das Problem: Es dauert sehr lange, bis ein Baum auf eine Größe wächst, in welcher es sich lohnt, diesen zu fällen. Die Fichte beispielsweise, einer der beliebtesten Bäume in der Forstwirtschaft, wird im Schnitt erst mit einem Alter von etwa 80 Jahren gefällt. Vor allem in der Vergangenheit hat man zudem oft den Fehler gemacht bestimmte Baumsorten in großen Gruppen anzupflanzen, diese sogenannten „Monokulturen“ sind besonders anfällig für großflächigen Schädlingsbefall.

Außerdem wird die Forstwirtschaft nicht in jedem Land so streng kontrolliert wie in Deutschland. Vor allem bei Produkten wie Papier, Holzpellets für den Ofen oder Möbeln aus Pressspan ist der Anteil an unkontrolliertem, ausländischem Holz sehr hoch.

Ein großer Anteil an importiertem Holz in Deutschland stammt aus Osteuropa. Dort gibt es massive Probleme mit illegalen Fällungen. In Rumänien beispielsweise gibt es ein paar der letzten großen Urwälder Europas und genau diese sind betroffen. Von 2001 bis 2017 wurden in Rumänien laut „Global Forest Watch“ 317.000 Hektar Wald abgeholzt (444.000 Fußballfelder). Man geht davon aus, dass etwa die Hälfte der Bäume hiervon in Nationalparks bzw. in Naturschutzgebieten stand, deren Fällung also illegal war.

Hier werden die Auswirkungen der illegalen Fällungen deutlich

(Quelle:https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/breitengrad/rumaenien-holzschlag-illegal-apuseni-102~v-img__16__9__xl-d31c35f8186ebeb80b0cd843a7c267a0e0c81647.jpg?version=9a54a)

Dieses „illegale“ Holz wird meist vor Ort mit „legalem“ vermischt und direkt verarbeitet, sodass die Herkunft nicht mehr nachgewiesen werden kann. Daher sind auch vor Allem Produkte wie Papier oder Pressspan-Möbel betroffen. Teilweise wurden Produkte aus illegal gefälltem Holz dadurch sogar mit dem renommierten FSC-Gütesiegel verkauft. Vielen VerbraucherInnen ist unteranderem deshalb die Problematik mit Holz aus Osteuropa, ganz im Gegensatz zu der häufig thematisierten in Süd- und Mittelamerika, nicht bewusst. Für die Umwelt sind die Urwälder in Osteuropa aber genauso von Relevanz, sie können große Mengen an C02 aufnehmen und damit dem Klimawandel entgegen wirken. Man geht davon aus, dass ein Hektar Wald etwa 10-12 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr aufnehmen kann. Allein die von 2001-2017 geschlagenen Hektar Holz in Rumänien hätten also 3.170.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr aufnehmen können – das entspricht mehr als dem, was eine Million PKW pro Jahr ausstoßen (ca 2,5t pro Diesel/Benzin PKW pro Jahr). Genauso ist natürlich die Natur vor Ort betroffen, viele Tiere und Pflanzen verlieren ihren natürlichen Lebensraum.

Doch wie kommt es dazu? In Deutschland hatte man in den letzten Jahren immer wieder Rekordwerte was den Holzeinschlag angeht. Vor allem aufgrund von Zwangsnutzung durch den Borkenkäfer und andere Schädlinge gibt es in Deutschland so viel Holz wie nie zuvor. Warum also wird weiterhin Holz aus Ländern importiert und genutzt, in welchen der Abbau bekanntermaßen unzureichend kontrolliert wird und somit nicht nachhaltig ist?    

Bisher war hierfür ganz einfach der Preis verantwortlich. Illegal abgebautes Holz kann wesentlich günstiger verkauft werden, denn es entfallen beispielsweise die Kosten für Wiederaufforstung. Zudem kann man, wenn man sich an keine Schutzrichtlinien hält, wesentlich schneller und effektiver arbeiten. Das Holz ist teilweise so günstig, dass nicht einmal schadhaftes Holz aus Deutschland zu ähnlichen Preisen angeboten werden kann. Oft kommt es dadurch dazu, dass gutes, unbeschadetes Holz aus osteuropäischen Urwäldern zu Papier oder Brennholz verarbeitet wird. Schadhaftes Holz aus Deutschland wäre für die Papierherstellung viel zu teuer.

Dazu kommt, dass deutsches Holz in alle Welt exportiert wird. Gerade in den letzten beiden Jahren gab es einen regelrechten Exportboom. Allein im Jahr 2020 waren das 12,7 Millionen Kubikmeter, 42,6% mehr exportiertes Rohholz als 2019. Um die Mengen an exportiertem Holz auszugleichen, braucht es den Import von Hölzern aus Osteuropa.

2020 wurde so viel Holz aus Deutschland exportiert wie nie zuvor

(Quelle:https://dach.live/wordpress/wp-content/uploads/2021/05/Preisexplosion-bei-Holz-Holzexport-Kontainer-Hero.jpg)

Vor allem nach China (50,6% des Gesamtexport) und vermehrt auch in die USA wurden im letzten Jahr enorme Mengen an Holz exportiert. In beiden Ländern gibt es momentan einen regelrechten „Bauboom“ (Im Vergleich: 2015 gingen lediglich 10% des Holzexport an China) und das Holz dort wird knapp.

Genau damit hängt auch der extreme Preisanstieg im letzten Jahr zusammen. Holz lässt sich plötzlich viel teurer verkaufen, da die Anfrage aus dem Ausland so stark gestiegen ist. Noch im November 2020 kosteten 1000 „board foot“ (2,36 Kubikmeter) Holz etwa 500 Dollar, im Mai diesen Jahres stieg der Preis auf 1600 Dollar. Mittlerweile hat sich der Preis wieder etwas eingependelt und liegt bei ca. 600 Dollar. Doch während die Preise so extrem hoch waren, hatte das plötzlich auch Auswirkungen auf ganz andere Branchen. DachdeckerInnen konnten beispielsweise keine Arbeit mehr verrichten, weil sich die KundInnen diese aufgrund der hohen Holzpreise einfach nicht mehr leisten konnten oder leisten wollten.

Für eine Dachlatte beispielsweise zahlte man vor einem Jahr ca. 80ct pro Meter, zwischenzeitlich stieg der Preis auf mehr als 1.80€, wie Dirk Mack, der Leiter eines kleinen Montagebetriebs in Schwäbisch Hall, berichtete.

Vor allem trifft es klassische Zimmereien und Dachdeckerbetriebe. Diese sind auf die Arbeit mit Holz angewiesen, eine wirkliche Alternative gibt es nicht. Es kommt vor, dass sich Aufträge für Zimmererbetriebe nach Fertigstellung nicht mehr rentieren, da die Kosten für Material so steigen, dass sich kaum Profit ergibt, wie sich nach Gesprächen mit dem lokalen Zimmerermeister Huther herausstellte. Viele Kunden bestehen auf einen vorher festgelegten Preis für die Arbeit und das Material. Diesen einzuhalten ist aber momentan kaum möglich und so springen einige Kunden ab. Wie ich erfuhr, arbeiten viele Zimmereien und Dachdeckerfirmen nur in den Sommermonaten. Wenn nun der nötige Profit, um durch den Winter zu kommen, ausfällt, kann es für die jeweiligen Betriebe schnell brenzlig werden.

DachdeckerInnen und andere HandwerkerInnen sind bei ihrer Arbeit auf Holz angewiesen

(Quelle:https://www.lehrlingsportal.at/wp-content/uploads/sites/2/2014/11/zimmerer1.jpg)

Es gibt theoretisch so viel Holz wie selten zuvor, doch vieles davon bleibt im Wald liegen, da die Sägewerke voll ausgelastet sind. Die Sägewerke bestimmen den Preis, da die ForstbesitzerInnen aufgrund von Schädlingen und Stürmen etc. weiterhin gezwungen sind, schadhafte Bäume zu fällen. Ein Überangebot an meist schadhaftem Rohholz ist entstanden, welches nicht als Bauholz genutzt werden darf. Es bleibt nur der Verkauf unter Marktwert oder die Hoffnung auf „bessere“ Zeiten für die ForstbesitzerInnen. Oft liegen daher eine Menge an gefällten Bäumen einfach im Wald auf Halde.

Vieles hängt zusammen beim Thema Holz. Man kann nicht einfach von Einem „nachhaltigen“ Rohstoff sprechen. Die Forstwirtschaft in Deutschland mag zu großen Teilen nachhaltig sein, doch die Produkte aus Holz, die wir tagtäglich verwenden, sind oft genug alles andere als nachhaltig.

In Rumänien werden die letzten europäischen Urwälder gefällt um den VerbraucherInnen günstige Preise zu ermöglichen und um das Exportdefizit auszugleichen, welches durch massiven Export nach China und in die USA entsteht.

Der Holzpreis auf der ganzen Welt und auch in Deutschland steigt währenddessen durch den Mangel an Holz in China und den USA auf neue Rekordsummen an.

Leidtragender ist die Umwelt, die mehr und mehr natürliche CO2 Speicher verliert, welche den Klimawandel abbremsen könnten; Die Flora und Fauna in den von illegaler Abholzung betroffenen Ländern und alle Handwerksbetriebe wie Zimmereien die mit Holz arbeiten und durch die hohen Preise Aufträge verlieren, welche ihnen die Existenz sichern.

Ist Besserung in Sicht? Nur langsam stabilisieren sich die Holzpreise wieder, und auch rumänische Behörden haben vor, den Holzabbau in ihrem Land strenger zu kontrollieren. Doch wie nachhaltig diese Veränderungen wirklich sind, wird sich erst in der Zukunft offenbaren.

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